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Ab wann ist genug Schweiz?

Vor genau einer Woche spielte ich mit meinem Trio an der 1. August-Feier der Stadt Olten in der Schützi und umrahmte die Feier musikalisch. Dazu gab es ein Interview mit der GLP-Nationalrätin Judith Bellaiche zum Thema KI sowie die allseits beliebte Gratis-Verpflegung in Form von veganen und nicht-veganen Bratwürsten. Das Publikum bestand nicht unbedingt aus meiner Kern-Zielgruppe, machte aber gut mit und «klatschte im Takt zum Rhythmus der Songs mit». Easy Vibes für einen Dienstag-Morgen. So weit, so unspektakulär.


Beim ein oder anderen Oltner Mitbürger kam das Programm jedoch nicht gut an: Zu wenig Fähnli im Saal, keine Rede zur Lage der Nation, nichts von Neutralität oder Bundesverfassung und auch beim musikalischen Teil hätte Örgeli und Alphorn «besser gepasst», weil das schon immer so war. Und Feuerwerk gab es auch nicht. Wie und wo also seinen Unmut loswerden? In Olten gibt es exakt für diesen Zweck ein Gefäss dafür: die berüchtigte «Olten»-Facebook-Gruppe. Von dort wiederum übernahm das Oltner Tagblatt als lokales Leitmedium einzelne Statements, und titelte: «War dies zu wenig Schweiz?».


Und das ist im Ansatz eine gute Frage, wie ich finde. Doch wer soll dies entscheiden? Die Bevölkerung, wovon ein Viertel nicht einmal stimmberechtigt ist? Oder die Facebook-Kommentarfunktion? Das mit dem 1. August ist nicht «immer so gewesen», der wird erst seit 1891 gefeiert und gilt erst seit 1994 als offizieller Feiertag. Den modernen Bundestaat, wie wir ihn heute kennen, gibt es erst seit 1848. Also alles noch sehr frisch und ausbaufähig eigentlich.

Dass Rituale und Mythen wichtig sind für das Zusammenleben von menschlichen Gesellschaften, weiss ich nicht erst seit der Lektüre von Yuval Noah Harari’s Sachbuch «Eine kurze Geschichte der Menschheit». Und finde es völlig okay, wenn das Feld «Patriotismus» nicht nur von rechts besetzt wird, sondern man auch ganz einfach mal ohne schlechtes Gewissen stolz auf seine Herkunft sein darf; immer mit dem Wissen, für diese Tatsache weder etwas geleistet zu haben, noch etwas dafür zu können.


Die Welt dreht sich - nicht zuletzt dank digitalen Technologien wie KI - immer schneller, und in welcher Form es "die" Schweiz oder andere Nationalstaaten in 200 Jahren noch geben wird, steht in den Sternen. Oder in irgendeinem Geschichtsbuch. Wir müssen nun in kurzer Zeit viel lernen, uns unserer Verantwortung gegenüber kommenden oder aktuellen globalen Krisen bewusst sein, darüber, wie wir den technischen Fortschritt regulieren können oder wie wir einzelne, laute Meinungen einordnen, bevor sie unsere Gesamt-Perspektive verzerren. Ein bisschen Aufgeschlossenheit kann dabei sicher nicht schaden.





Prompt an Chat-GPT vor einer Viertelstunde








Original Bundesbrief von 1291






PS1: Hier gibts den Artikel zu lesen.


PS2: Bei aller Liebe: Das mit dem Anstimmen des Schweizer Psalms sind allerdings klassiche Fake News – dafür kann man Collie Herb nicht buchen und konnte es auch in der Vergangenheit nie.


PS3: Wer Collie Herb live sehen will - wir spielen bald in Aarburg, Basel + Baden! Check hier.




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